Darfst du dich erstmals als „Bauherrin“ titulieren, begegnest du zwei Fraktionen. Die eine Seite walzt dich mit Ratschlägen nieder, da wird dir schlecht. Diese Gruppe weiss wie es geht und weiss sowieso alles besser. Die andere Fraktion dagegen weiss nichts und will alles von dir wissen. Da wird förmlich das Gehirn angesaugt und alle mühsam erarbeiteten Infos und Maße und Größen und Formen und Materialien und Namen der Gewerke und Erfahrungen und überhaupt alles erfragt. Vor lauter Unwissen oder aus Verzweiflung oder aus Bequemlichkeit oder aus Ahnungslosigkeit oder auch aus Angst, weil sie dich wahrscheinlich die letzten Monate beim Bau begleitet hatten und all die negativen Dinge vermeiden wollen.
Worauf muss man beim Bauen achten? Was würdest du anders machen, wenn du nochmal bauen würdest? Welchen Rat würdest du angehenden Bauherren mit auf den Weg geben? Fragen über Fragen, die die Menschheit beschäftigen. Zum Bauen, zur Planung, zum Einrichten, zu Maßen, zu Materialien und Produkten. Ich müsste Bücher schreiben, um alle Fragen zu beantworten und um all meine gutgemeinten Ratschläge anzubringen. Was mich dazu qualifiziert? Ich überlebte den Hausbau, meine Beziehung überlebte den Hausbau, alle Handwerker überlebten mich und den Hausbau, das Haus steht, das Haus wird bewohnt und wie es unser Gärtner so schön auf den Punkt brachte: „Wer es bis zum Garten schafft, der hat es überstanden und alles wird wieder gut.“
Das Problem an allen Ratschläge ist: Geschmäcker sind wirklich verschieden: Ob Beton, Ziegel, Holz, Glas, hell, dunkel, weiss oder schwarz - das Wesentlichste beim Bauen seid ihr. Viele Dinge schauen auf Pinterest oder in irgendwelchen Architektur Magazinen ganz toll aus. Aber passen sie auch zu euch, zu eurem Stil und zu eurem Alltag? Man muss seine Abläufe kennen, um herauszufinden, wie einzelne Räume angelegt und eingerichtet sein müssen. Ein Haus ist ein Lebensraum und muss einen Sinn erfüllen. Es ist nicht zum Anschauen da, sondern zum Leben. Nicht für Gäste oder als Vorzeigeobjekt, sondern für euch selbst.
Deshalb gebe ich jedem, der es wagt, ein Haus zu bauen, drei wesentliche Dinge mit auf den Weg:
Ihr braucht viel Zeit für die Planung und die Visualisierung der Wünsche.
Immer auf einen guten Architekten vertrauen, der alle Feinheiten bei euren Wünschen umsetzen und das Maximum aus einem Raum rausholen kann.
Ihr solltet starke Nerven haben, euch mental auf diese Zeit vorbereiten und euch bewusst sein, dass die Phase des Bauens eine vorübergehende ist und ihr solltet das Endziel nie aus den Augen verlieren.
Und dann gilt: Wer wagt, der gewinnt! Nun sitze ich da, an unserem Esstisch, blicke durch die Küche bis in den Garten. Linien. Ausblicke. Durchblicke. Ecken und Kanten. Ich liebe die grossen Fensterfronten, ich liebe den Betonboden, ich freue mich, wie die Räume angelegt wurden und in Summe würde ich nichts anders an diesem Haus machen. Wir haben zwei Jahre geplant und genau das war notwendig, um es für uns perfekt zu machen.