Wie gross, welchen Zweck oder wie das Kinderzimmer eingerichtet werden sollte. Das Farbschema ist dann sowieso eine eigene Religion und kaum ein Thema polarisiert mehr, als die Frage, ob NUR Holzspielzeug oder auch Plastikspielzeug erlaubt sei. Es gibt somit unendliche Variationen, wie man ein Kinderzimmer einrichten kann. Diese Vielfalt und auch der Erwartungsdruck von allen Seiten machen es vielen schwer, das „Richtige“ für den eigenen Nachwuchs umzusetzen.
Mein Rat an alle: Macht das, was ihr für richtig hält, was zu euch passt und wie ihr es euch für euer Kind vorstellt. Man muss nicht alles haben, man muss niemandes Erwartungen erfüllen, man muss auch keinen Konventionen entsprechen, das Wichtigste seid ihr und euer Kind. Wenn man irgendwann eine Entschluss gefasst hat, wie es werden soll, ist das Herrichten die schönste Angelegenheit, schliesslich ist es der liebste Ort des eigenen Kindes. Dort kann es sich austoben, lesen, mit seinem Spielzeug spielen, lernen und das ist auch der Platz, wo es zur Ruhe kommen sollte.
Als der Entschluss fest stand, dass wir ein Haus bauen, war das Kinderzimmer sicher eines der spannendsten Orte, die ich geplant hatte. Es spielen bestimmt die eigenen Kindheitserinnerung und -wünsche eine Rolle, aber ich wollte einfach einen Raum für unseren Sohn, der ganz viele Dinge gleichzeitig erfüllt. Er sollte für mehrere Jahre vom Design passen und sowohl einem damals Dreijährigen als auch zehn Jahre später einem Dreizehnjährigen gefallen. Er sollte praktisch sein, viel Stauraum auf wenig Platz bieten, ganz viel Spass bereiten und er sollte auf jeden Fall aussergewöhnlich sein. Dass es eine Art Stockbett wurde, war von vornherein klar, denn das wünscht sich fast jedes Kind und zudem bietet es eine optimale Raumausnutzung auch wenn dann später Freunde übernachten. Das Highlight sollte definitiv das Bett werden. Ich hatte eine ganz genaue Vorstellung, die ich laienhaft auf einem Stück Papier verewigte und dann mit dem Tischler gemeinsam umsetzte. Das Bett hat zwei Schlafmöglichkeiten, Regale und Stauraum im Kopfteil als auch unter der Treppe. Es ist einfach perfekt geworden und erfüllt genau das, was es sein sollte. Es ist eine kleine Höhle, die gleichzeitig als Schlafplatz, Ruheecke, Leseecke oder auch als Spielecke fungiert. Es ist perfekt geworden und ich glaube, dass mein Sohn es nicht anders haben wollen würde.
Die anderen Bereiche wurden klar gegliedert. Auf einer Seite ist ein raumhoher Einbauschrank, der genug Stauraum bietet, es gibt einen grossen Bücherschrank, es gibt eine Schreib- und Bastelecke, die später zu einem Schreibtisch eines Schulanfängers umfunktioniert wird. Und das neueste Highlight ist eine Kletterwand mit Sprossen und Ringen. Der Rest entwickelt sich je nach Alter und Bedarf. Wie lange unserer Kinderküche noch bleibt oder die Werkbank, entscheidet mein Sohn.
Und noch eine wesentliche Info: Nein, meistens oder eigentlich nie schaut es so im Zimmer meines Sohnes aus wie auf den Bilder. Ausser das Kind ist nicht zuhause und es wurde aufgeräumt. Aber um ehrlich zu sein, ein Kinderzimmer soll auch bespielt werden, es muss laut und voller Freude sein. Dass die Spielsachen ihren eigentlich Platz haben - in Mamas Kopf und nach Mamas Ordnungssinn - ist klar. Aber Spielsachen sind dazu da, um bespielt zu werden. Sie müssen raus aus all den tollen Aufbewahrungsboxen, den Regalen und Schubladen, und sollen ganz wild durcheinander gebracht und zu eigenen Phantasiewelten zusammengesetzt werden.
Es gibt nichts Lustigeres als zuzuhören, wie die Dinos die Zugstrecke erobern und gleichzeitig die Autobahn blockieren, wie die Müllabfuhr die Legosteine aufsammelt und farbliche Mülltrennung betreibt oder der Bagger die Bauklötze zur Baustelle bringt, um ein Hochhaus zu bauen. So muss Kindheit. Mein Fazit: Ordnung ist im Kinderzimmer der falsche Ansatz. Struktur muss sein, alles sollte einen fixen Platz haben, alles sollte multifunktional sein, dazwischen ABER herrscht das totale zwischenzeitliche CHAOS. Und noch etwas: Neben ganz viel schönem Holzspielzeug bist es ganz viel tolles Plastikspielzeug. Ehrlich Leute, wie soll Kindheit ohne Legosteine?